Eigentlich gibt’s diesmal gar nicht viel zu berichten.
Außer
dass ich das Paradies gefunden habe.
Und eigentlich wollt ich gar nicht nach Hampi. Dann hat mir
Maike aber doch noch die Kletterschuhe mitgebracht…
…
Die eine Hälfte Leser dieses Blogs bekommt bei dem (W)ort
„Hampi“ feuchte Finger, die andere (Nicht-Kletterer) denkt nur „???“.
Nun, Hampi ist einer der bekanntesten Kletterspots Asiens
und im Moment quasi direkt vor meiner Haustür (= eine Tagesreise).
Dennoch, um ordentlich klettern zu können brauch ich erstens
Strom in den Armen und Haut auf den Fingern (nicht vorhanden) und zweitens keine
fünfunddreißig Grad im Schatten (vorhanden).
Oder wenigstens eins von beiden. Aber so? Ich fahre ja auch
nicht im August für drei Tage nach Arco und lass mich da aus der Wand brennen.
Nicht mehr.
…
Zwei Tage später bin ich da. Dazwischen liegt eine kleine
emotionale Odyssee:
Ich beschließe also (trotz Kletterschuhe), aus Zeitgünden
diesmal nicht nach Hampi zu fahren und stattdessen in Goa zu bleiben. Bis ich am
Strand zufällig zwei Kletterer treffe. Beim Abendessen dreht sich dann zwei
Stunden lang alles um – logisch: Fels. Meine Entscheidung wackelt. Am nächsten
Morgen rät mir die gesamte Yogaklasse ebenfalls, nach Hampi zu fahren.
Ok, Entscheidung retour, ich kaufe ich ein Ticket für den
Nachtbus am Abend.
Den ich verpasse, weil ich mir die Abfahrtszeit nicht
richtig merke. Also was jetzt? Hampi oder nicht Hampi? Meine umentschiedene Entscheidung
wackelt nun ebenfalls. Karma hin, Karma her, einen Versuch mach ich noch – am
nächsten Morgen also nochmal ins Reisebüro, noch ein Ticket. Wenns diesmal nicht
klappt, dann wars das.
Es klappt. Und es lohnt sich!
Hampi ist noch vor Goa und Pushkar der schönste Ort, den ich
in Indien gefunden habe.
Landschaft, Leute, Klima, Fels, alles toll! Hampi ist
wirklich ein kleines Paradies (…ich schreibe diese Zeilen in der Hängematte vor
meiner Hütte mit Blick auf einen der bekanntesten Bouder Hampis…). Moment, Bild
bitte, voila. :-)
Die orangene Hängematte ist meine :D Und dahinten liegen die Blöcke... |
Ein Paradies in der Mitte Indiens, in dem neben Palmen
Granitblöcke herumliegen, so weit das Auge reicht. Du läufst auf einen Hügel
und dahinter: Granitblöcke, Reisfelder und Palmen. Bis zum Horizont (Ich krieg
grad beim Tippen schon wieder feuchte Finger… ;-)).
Also noch ein paar Impressionen…
Der Weg von meiner Hängematte zum Bouldern dauert genau ein
Reisfeld, der Weg ins Dorf drei Reisfelder. Im Guesthouse sind neunzig Prozent
Kletterer, trotzdem dreht sich nicht alles nur um Granit. Die Stimmung ist sehr
multikulti und sehr lässig, Deutsche, Inder, Engländer, Schweizer, Finnen,
Amis, Kanadier, Spanier, Franzosen, alle sind sie da. Ach und die Israelis
natürlich. In Scharen. Warum? Keine Ahnung. Israelis sind überall in Indien.
Wahrscheinlich nach den Bhanglassis, äh Bangladeschis die größte Minderheit im
Land.
Ein Tag hier sieht in etwa so aus:
Morgens ab Sonnenaufgang um sechs Bouldern bis die Hitze um
zehn zu groß wird, großes Frühstück im Schatten, Slacklinen oder Schach
(wahlweise), duschen, Mittagsschlaf in der Hängematte, ins Dörfli, nochmal Hängematte,
ab vier wieder Bouldern bis es dunkel ist, auf dem warmen Fels sitzend mit
zwanzig anderen Kletterern Sonnenuntergang gucken, zusammen Abendessen, Bett.
Miau!
Das geht so tagein tagaus. Es ist mittlerweile Dezember, das
Thermometer zeigt 28 Grad im Schatten. Endless Summer.
Die lustige tägliche Boulderbagage... |
Man on the Moon. "Ein kleiner Griff für mich, ein großer Griff für die Menschheit." |
An meinem Rasttag setze ich mit dem Boot über auf die andere
Seite des Flusses und miete mir ein Moped. Auf der Gegenseite wird gerade der
örtliche (heilige) Tempel-Elefant im (heiligen) Fluss mit der (heiligen) Bürste
seiner (…) morgendlichen Badeprozedur unterzogen. Er scheint jedenfalls eine
Menge Spaß dabei zu haben. Mensch und Tier vereint im Badezimmer.
Wer schon vor dem Frühstück von fünf Mann gebürstet wird, der hat natürlich gut lachen. |
Nun, zurück zum Moped. Gefahren wird mit Petrol(eum?), dass
literweise aus Wasserflaschen in den Tank gekippt wird. Übrigens nicht nur
hier. Tankstellen sind eher selten. Ein Liter Sprit kostet so viel wie die
Tagesmiete.
Eigentlich wollt ich mir ne klassische Enfield holen, da ich
heute aber 80% auf Sand und nur 20% auf Asphalt unterwegs bin, stellt sich
meine Entscheidung zum Moped als goldrichtig heraus.
Stylemäßig fahr ich so natürlich mit der roten Laterne. Macht
aber nix, das hol ich durch meinen Fahrstil wieder rein. ;)
Ohne Wochte... :D |
Das erste Zupfen am Gasgriff führt dann zu einem spontanen
Heiterkeitsausbruch meinerseits. Du ziehst am Gas, das (ab jetzt!) „Mofa“
quittiert mit einem lustlosen „Meeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeh“, und zwei Sekunden
später setzt sich die Ömme in Gang. Wie wenn Du eine Ziege beim Mittagsschlaf am
Bart ziehst weil Du auf ihr reiten willst. Erinnert mich brutal an meine
Teeniezeit. Naja, auf der Geraden läuft die Möhre immerhin sechzig. Das reicht
um ein paar Pics zu machen ;-).
Ich kurve durch Palmenhaine und zwischen UNESCO-Weltkulturerbe-Tempeln
herum, der Fahrtwind bläst wie ein Heissluftföhn. Immer fleissig hupen,
zwischendrin eine Kokosnuss, ein Heidenspass, unbedingt zu empfehlen! Als ich drei
Stunden später mit dem Boot wieder die Seiten wechsel ist die Welt sowas von in
Ordnung.
Mittlerweile renne ich indistylemäßig in Leinenklamotten rum. Das freut Natur, Mensch und Tier. |
Merken! Wenn ich je mal ein Haus baue, dann wird das die Tür zum Badezimmer. Oder zur Garage. Speisekammer? Spielzimmer? Schau mer mal. |
…
Am Tag meiner viel zu frühen Abreise aus dem kleinen Paradies
in der Mitte Indiens (ich hätte einen Monat bleiben sollen…) steht die Sonne
tief. Auf dem Außenborder flattert eine orangene Om-Flagge, die sich schön mit
dem Blau des Himmels und dem Grün der Palmen ergänzt.
Schön wars. Wirklich sehr schön.
Schade dass ich schon wieder weg muss.
Schön, wieder on the road zu sein.
Auf zum letzten Ziel dieser Reise.
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