Freitag, 28. September 2012

Kapitel 4 – HIDALGO NARANJA oder „Die Oldtimer Rallye“




Die Rallye Biberach-Villadonova ist selbst unter Oldtimer-Fans gänzlich unbekannt.

Das hat den Vorteil, dass das Starterfeld recht überschaubar ist (eine Person) und eventuelle Streckenänderung mit der Rennleitung ad hoc  je nach Tagesform vorgenommen werden können. Die Abstimmung erfolgt stets einstimmig.

Die erste Etappe führt von BC über die Auvergne (Clermont-Ferrand, wohlbekannt aus vermutlich allen Französichunterrichten) ans Kap Oyambre an der nordspanischen Küste. Wie bei jeder guten Rally gilt es hierbei verschiedene Zusatzprüfungen zu meistern. Unter anderem sind dies auf der ersten Etappe in willkürlicher Reihenfolge:
  • Anschieben lassen durch Franzosen da der Anlasser streikt
  • Anschieben lassen durch Spanier da der Anlasser streikt
  • Tanken bei laufendem Motor ohne erwischt werden
  • Finnen fürs Surfbrett kaufen
  • Das Open Office für geschäftliche Anliegen verwenden (wenn möglich mehrfach und zu verschiedenen Uhrzeiten)
  • Navigation mit GPS-Koordinaten zum Auffinden anderer Rallye-Teilnehmer

Mein Open Office. 7 Windows, 4 Doors, 1 Engine
Soweit so gut, die erste Etappe ist geschafft. 1400 km in 18 Stunden. Eigentlich komisch, so schnell fährt der Bulli gar nicht. Na egal. Alle (das sind Lajos und Jo) inklusive mir sind baff dass ich jetzt schon da bin und unterwegs fleissig Bonuspunkte gesammelt habe. Lajos ist nicht über Clermont-Ferrand gefahren. Das liegt vielleicht daran, dass wir in Latein immer nebeneinander saßen.

Ich treffe Lajos und Jo also am Kap auf der Klippe, es ist Nacht, das macht aber nix. Dafür regnets erstmal zwei Tage lang und mit Surfen ist wegen Quallen auch nix. Also fahren wir mit Bier und Chips bewaffnet supertourimäßig in einem dieser Sightseeingzüge durch den Nachbarort. Bin noch nie in sowas mitgefahren. Für alle, die sich bei sowas auch weigern: Mit Bier, Chips und den richtigen Leuten bekommt so ein Regentag echt was Lustiges.

Dann endlich kommt die Sonne raus, der Strand entfaltet seine vollen Qualitäten und die Wellen taugen auch. Die folgenden Tage schwelgen wir in multiplen Surfsessions, Braten am Strand (wir), Grillen auf dem Grill (die Doraden) und mucho Cerveza (wir),
So soll es immer sein, so soll es immer sein, so soll es immer immer sein!





Am kommenden Sonntag schepper ich die 200 km zurück nach Bilbao und sammel Maike am Flughafen ein. Wir verbringen drei wundervolle Tage strandauf strandab mit noch mehr Bier und Grillen, einer märchenhaften Bucht, der Playa des las Cuevas Achtung! Hier kann man klettern! :D)  und schauen uns noch Gijon an, was mäßig sehenswert ist.

Viel zu früh fahre ich SCHON WIEDER nach Bilbao!

Und das auch noch um Maike dort am Flughafen schon wieder abzusetzen. Am Tag danach ist fetter Blues-day (Anm.d.Ü.: Alles-doof-Tag) angesagt. Ich bin ultramelancholisch. Böh!

Und doch – die Tage allein sind die intensivsten. Ich entschließe mich nach links zu fahren. Ganz nach links auf der Karte. Ans Ende der Welt. Fines Terra. Da wo nix mehr kommt. Wie siehts da aus? Was ist da los? Sind 700 km. Egal. Wenn ichs jetzt nicht rausfinde finde ich vielleicht nie raus. Los? Los.

Allein unterwegs im Galizischen Outback. Könnte auch North Dakota sein. Ich tanke an einer Tanke die aus einem Hollywood-B-Movie stammen könnte. Da ich an dem Morgen eh der einzige Kunde bin und die kleine Dicke mit Ihrem Neinichwillsgarnichtwisenkopfkinoaus mich freundlicher anschieben (Bonuspunkte!), finde ich mich eine halbe Stunde später in einem galizischen Roadhouse wieder (liegt am Hang, ich kann anrollen lassen) und komme mit einem der Pilger ins Gespräch, die den Jakobsweg machen.

Ist glaub jünger als ich, rollt sich grad einen JJ zum Kaffee, Rastas, Gitarre und Leki-Stöcke. Ist in Lyon aus der Haustür und macht einen seeeeeehr gechillten Eindruck. Ist jetzt seit sechs ? Wochen unterwegs und kann es nur empfehlen. Nach eine Stunde schöner Unterhaltung verbschiede ich mich mit „You make me think“, er wünscht mir ein „Good surfing“. Das tut er wirklich und reiht sich wirklungsvoll in die Kette der Menschen ein, denen man nur begegnet wenn man alleine unterwegs (So wie der rappende Ghetttolehrer aus Chicago…). 

Das Leben ist echt zu kurz dass man alles machen könnte. Hat noch jemand dieses Problem? Und hat jemand ne Lösung für dieses Problem? Bitte melden!



DA! Es ist ist wieder da! Das Klackern hinten rechts…. Meine Studienkenntnisse sagen mir dass es von der Antriebswelle kommen muss. Ich fahre auf der Autobahn jetzt wilde Schlangenlinien wie im Formel-1-Warmup. Aber nicht um die Reifen auf Temeperatur zu halten sondern um das Geräusch reproduzieren zu können.

Der Opa vor mir in seinem Fiesta Baujahr 1970 (fährt stur 80) guckt auf einmal erstaunlich oft in den Rückspiegel. Entweder fährt Alonso jetzt auf Volkswagen oder der Kerl hat gestern zu viele Cervezas…. Also lassen wir das. Der Opa fährt die nächste rechts raus. Hasta luego. Ich taufen Bulli hiermit auf den Namen „HIDALGO NARANJA“ und verspreche ihm, dass er alles bekommt was er will wenn er mich bis nach Hause trägt. Wir werden sehen, treuer Gefährte.

Vor Finesterre biege ich nach rechts ab und finde… Einen zweieinhalb Kilometer langen Sandstrand!  Ein Traum! So sieht das Ende der alten Welt aus? Geilo! Bitte mehr davon.
Wer noch nie da war: So muß Malibu in den 60ern ausgesehen haben, als Mitch Buchanan noch Dreirad fuhr und Mrs Anderson mit runden Sandförmchen zu experimentieren begann.


Alle freundlich, alle nett, Rentner, die Dir auf Grund Deines Nummernschildes eine 20-minütige Listening Comprehension über Wetter, Strand und wo sie wohnen verabreichen und….

Ja, und dann…

Dann bewahrheitet sich mal wieder die alte Regel.

„Du kaasch nirgens na ohne an Bibracher zom treffa.“

Diesmal also: Chris und Silja. Mit Verstärkung, dem fünfmonatigen Marlon. Naja, daheim trifft man sich ja auch am Baggersee….



Neee Spass! Die Beiden sind noch geflashter als ich! Geile Aktion jedenfalls. Surfsession, kochen und am nächsten Tag flüchten Sie vor dem aufkommenden Sturm auf dem Atlantik nach Portugal, ich fahre nach einem Rgen-Sandsturm-Spaziergang mit 80km/h Böen durch den galizischen Dschungel zurück nach Osten.

Im galizischen Hinterland siehts aus wie im Dschungel! Also so stell ich mir Brasilen vor. Dass ich gerade mein Rio-De-Janeiro-Shirt anhab und Joao Gilberto hör bestärkt diesen Eindruck. So muss es es sein. Wieder einer dieser Tage alleine. Emotional sehr intensiv. In alle Richtungen. Uiuiuiui.


...Und ich finde sie tatsächlich noch. Die Traumbucht. Sogar mit Regenbogen. Bis ich die Cam hab isser wieder weg. Dafür ist die Yacht noch da. 


Unterwegs habe ich per SMS und Handy noch eine wunderbare Out-of-the-box-Lösung gefunden, von der ich selbst begeistert bin. Muss ich mal hirnen wie ich sowas öfter hinkrieg.
Ich glaube Einstein hat das mal so oder so ähnlich gesagt. „Die Lösung eines Problems liegt nie auf der gleichen Ebene wie das Problem selbst.“

Recht hat er. Und ich bin gespannt, ob die Lösung in der Umsetzung so gut ist wie die Idee.

Stay tuned.

Sonntag, 9. September 2012


Kapitel 3 –

Zamonien and the House of Horrors


Prolog

Kennst Du das? 

Dir gehts echt scheisse! 
Du sitzt, guckst in die Landschaft und alles ist Mist.
Dann fährt da dieser Rollifahrer durchs Bild. 
Von links nach rechts. 
Und auf einmal...
...ist alles halb so wild.

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Eigentlich habe ich gerade erstaunlich viel Zeit. Vielleicht kommt das daher, dass ich, obwohl ich von außen betrachtet gerade Hauptattraktion des Geschehens, gefühlt doch nur Betrachter bin.

Meine Wahrnehmung ist durch die vorhergegangene zweisekündige Trudelphase extrem geschärft. Da das Rad, auf dem ich gerade noch saß, beschlossen hat, seinem Vorderrad mehr zu folgen als mir und sich dieses wiederum vom örtlichen Randstein überreden ließ, doch nach links anstatt geradeaus zu fahren, befinde ich mich nun in der Flugphase.

Wie gesagt, ich habe gerade erstaunlich viel Zeit. 

So viel, dass mein Bewusstsein sogar in der Flugphase noch in Worten mit mir spricht. Es sagt:  „Hm, aha. da steht eine Laterne mit Schildern aussenrum.“ Total rational. Wie immer wenns um die Wurst geht, so gut kennen wir uns mittlerweile.

BÄM!

Der Gitarrist der Hardrock-Band (den Namen hab ich mir nicht gemerkt) steht immer noch wie eine Eins in seinem eingefrorenen Solo, nachdem ich Kopf voraus in bester Hulk-Hogan-Manier gegen ihn schepper.

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Alles begann ganz harmlos.

Es war ein Sommertag wie aus dem Bilderbuch und wir beschlossen mit den Rennrädern zum Baggersee zu fahren, eine Runde schwimmen und wieder zurück. Insgesamt etwa zwei Stunden sporteln.
Der Hinweg über Obstwiesen mit Birnen klauen, Enten und Omas erschrecken, dann eine Runde schwimmen. 
Für den Rückweg gebe ich Maike mein Rad und nehme ihrs. Wir beschließen, Tempo zu machen, damit sich die Dusche auch lohnt. Ich treibe an, Maike zieht mit.

Wir zischen durch den Stadtverkehr. Fahren wir durch den x-ten Kreisverkehr – und plötzlich fahre ich auf Schnee.

Kennst Du das Gefühl, wenn Du mit dem Fahrrad auf Schnee fährst und das Vorderrad gerade für sich beschlossen hat, heute lieber mit Dir Schlitten zu fahren als zu rollen? Dieses Linksrechtslinksrechtslinksrechtsoooaaaaah, und der Versuch jetzt keine Gesichtsbremse hinzulegen?

So geht’s mir von jetzt auf gleich.
Ich gucke nach unten und sehe nur einen schwarzweissen Schemen, der sich noch nicht abschließend entschieden hat, ob er nach links oder rechts ausbrechen will und beide Seiten im Wechel antestet. Dass ich gerade in Klickpedalen stecke und in Schräglage eine Rechtskurve fahre, ist der Sache nicht dienlich…
Der bis dato unsichtbare Randstein korrigiert den Kurs des Rades nachhaltig nach links, während ich mich in die Flugphase mit innerem Dialog und effektvollem Einschlag begebe.

Angesichts des durch ihr Bild fliegenden Freundes legt sich Maike vor Schreck ebenfalls ab. Zwei Autofahrer halten sofort an und bieten Hilfe an. 
Ich stehe mittlerweile wieder und bin etwas benommen, aber insgesamt glaub halb so wild.

Bis ich den rechten Handschuh ausziehe.

Der rechte Daumen setzt jetzt direkt am Handgelenk an. Da wo er definitiv nicht hingehört.

Mein innerer Sanitäter souffliert „Abnorme Stellung, Daumen am Grundgelenk ausgekugelt. Achtung, tut Sch%&#!-weh.

Aber noch wirken die Endorphine. 

Kein Schmerz, nur Benommenheit.  
Ich stehe unter Schock, das ist mir klar, aber einschätzen kann ichs nicht.
Also schaue ich, solange die Eigenbetäubung funktioniert, dass wir die Situation möglichst geregelt kriegen. 
Maike organisiert per Telefon den Transport ins Krankenhaus und wo wir die Räder anschließen. Dann hilft mir die hilfsbereite Dame mit einer Mullbinde Maikes Bein zu verbinden.

Nach der Betäubung kommt der Kreislauf. 

Ich kippe im Stehen schier aus den Latschen. Zum hinsetzen reichts gerade noch. 
Wasser. 
Nach einer halben (?)  Minute ist der Kreislauf wieder stabil und wir gehen direkt über in Phase drei – „Schmerzen“.

Während Maike mit Passanten spricht gucke ich mir immer wieder den Daumen an. Der Sani in mir meint zu wissen, dass ausgekugelte Gelenke möglichst schnell wieder eingerenkt werden sollten.

Also nicht bis zur Notaufnahme warten, dass dauert alles zu lange. Angst vor den Schmerzen, Angst vor der Angst.

Ich drücke vorsichtig auf den Knochen. 

Sch%&#!

Ua, aaalso gut. 
Ich schließe die Augen, Zähne zusammen und probiere mit etwas mehr Schwung.

Plopp.

Aaaah. Die Schmerzen werden tatsächlich weniger, mein Bewusstsein schreit statt „Aaaaaaaaaaah!“ jetzt "nur noch" „Verdammta Axt, wo ist hier das nächste Krankenhaus?“.

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Szenenwechsel.

Ich sitze mit einem Eisbeutel seit einer halben Stunde in der Notaufnahme. Endlich kommt der Arzt. Grinsend steht meine Karlsruher Kletterbekanntschaft und Maikes Freund F. in OP-Klamotten vor mir.

Was für ein geiler Zufall, wie sich in den nächsten 36 Stunden zeigen wird! Vielleicht hat Maike deshalb dieses Krankhaus ausgesucht?
Jedenfalls geht jetzt alles ratzfatz.

Die ersten Röntgenbilder zeigen keine große Fraktur, nur ein Schatten lässt den Oberarzt nochmal weitere Bilder und am Tag darauf nach Rücküberweisung vom Chirurg auch noch ein vollständiges CT verlangen. 
In der Notaufnahme kennt mich mittlerweile die halbe Belegschaft als Freund vom Doc. Das und eine Prise Selbstironie plus Humor hilft auch bei den raubeinigsten Schwestern.

Da F. am nächsten Nachmittag schon wieder (immer noch?) Dienst hat, stürzen sich direkt nach der Bestrahlung vier (!) Radiologen in ihrem Kabuff auf das 3D-Modell meiner Hand. Erstaunlich, wie filigran das Handskelett selbst trotz der Kletterei bleibt, siehe rechts... 



Befund: Keine frischen Frakturen, dafür multiple Absprengungen diverser Knochen von älteren Geschichten, die alle harmlos seien. Mein Körpergefühl sagt mir außerdem, dass ich keinen Bänderriss habe, nur eine Bänderdehnung. Aber die Kapsel hat glaub was abgekriegt.

Und nach nur 36 Stunden Aufnahme, Röntgen, CT, Entlassbrief und die Sicherheit dass ich keinen Bruch gefangen habe. Ich werde erstmal nichtmehr übers deutsche Gesundheitssystem jammern. Andererseits hab ich an der Uni auf 24.000 EUR einbezahlt... Anyway.


Zum Glück ist das nach den Kletterurlauben passiert…

Zum Glück vor Indien, in Karlsruhe und nicht in Kathmandu…

Nur mit dem Surfurlaub, das wird jetzt so ne Sache…

Wir werden sehen, so stay tuned!

Donnerstag, 6. September 2012


Kapitel 2 – 

Im Winter da regnets, im Sommer da schneits. 

In der Schweiz, in der Schweiz, in der Schweiz.


Diesmal: Die Gastlosen, das Chamonix, der Genfer See, das Wallis und der Eiger.

Nach den Dolomiten gibt’s einen kurzen Zwischenstopp in FFM zum Wäschewasseressenauffüllen und zum Besuch meiner Omi, die ihren Geburtstag beim Italiener feiert. Schön wenn man die Pasta mal nicht selber kochen muss.

Da ich mit dem Bulli direkt nach Frankfurt gekommen bin, freut sich nicht nur meine Mom, unseren alten „Gefährten“ nach 15 (!) Jahren mal wieder zu sehen; auch alle Nachbarn kommen, Direktvergleiche mit dem aktuellen T5 California der Nachbarn bleiben nicht aus, muahaha.

Auch meine Omi fährt den Rückweg vom Italiener selbstverständlich – obwohl nahezu blind - im Bulli mit nach Hause.

Note: Das Auto ist älter als ich, aber nichtmal halb so alt wie sie. Also eigentlich ein Neuwagen.

Sie damit zu ihrem Omakaffeestammtischkaffeehaus zu kutschieren verweigert sie mir höflich, aber entschieden.  Vermutlich weil sie sich dann das nächste Jahr jeden Tag die Geschichte im Wechsel erzählen und anhören muss.

Mit vollem Bauch, vollem Kühlschrank und vollem Tank geht’s in der Sonne über übervolle deutsche Autobahnen, Stuttgarter Stauumfahrungsschleichwege (Hello Möhringen, hello Ahmed!) und Reutlingen in die Gastlosen. Der Bulli mag nach so viel Hitze in RT nicht mehr anspringen – ein Problem das ich kenne und das uns die nächsten Tage noch begleiten soll. 

Ines erweist sich hierbei als geradezu gierige Anschiebhilfe. Kennt ihr noch die Corny-Werbung mit dem Typ, der an der Tanke n Corny kauft und seinen Käfer in den Sonnenuntergang schiebt? Genau. Nur dass, während Ines schiebt, ich am Steuer sitze, Ludacris höre und Tropifrutti esse.

Ach ja, diesmal mit dabei: Ines aus Reutlingen. Wir klettern seit geraumer Zeit miteinander und auch abseits vom Fels ist jede Menge Spass mit an Bord. Während ich mich darauf konzentriere, mit dem Bulli auf Passstrassen den Stau hinter mir zu halten, häkelt Ines pro Tag zwei Mützen zur Unterarmregeneration (merke: Häkeln macht stark! Demnächst im Kletterheft: „Die geheimen Tricks der Profis“) und als Nebenverdienst – die Dinger werden ab sofort in der Reutlinger Kletterhalle über die Theke gehängt. Unterstützt durch kompetente Farb-, Typ- Stil- und Preispolitikberatung. (Also kaufen, Leute!)

Als Gegenleistung bekomme ich eine Häkelmütze in Biberacher Stadtfarben. Wofür ich mich – da Ines weder Dirty South Hiphop, Peter Fox noch Chuck Norris kennt – mit audiophiler Einführung und Chuck-Norris-Witzen auf der täglichen Stunde Zustieg revanchiere.

Erster Stop sind für drei Tage die Gastlosen – Nordseitig (Ines ist sonnenscheu, dafür meckert sie dann ständig wie kalt es ist… Hier ist definitiv weibliche Logik im Spiel). Schwere, technische Kletterei, fester Kalk und jeder Meter ein Bohrhaken – so viele, dass die bestimmt kistenweise mit dem Heli angeflogen wurden.

Am ersten Tag klettern wir noch eine Dreiseillängentour – danach habe ich keinen Bock mehr auf Doppelseile… Alles viel zu stressig - die Dolomiten haben mich doch gefordert.
Nur mit Einfachseil und Exen losziehen ist auch toll. Am dritten Tag sind wir fast die Einzigen dort oben. 

Im Nachhinein kein Wunder bei dem Gewitter, dass uns nach zwei Stunden im Sturm die letzte Route abbauen lässt. Eine Stunde unterm Überhang mit Kartoffelsalat, Keksen und Naturshow, und als die Sonne kommt können wir sogar nochmal einsteigen.

Freu! Mal wieder ein exklusives Vergnügen thanks to Mother Nature.

Der erste Tag - der sanfte Übergang zum Spochtklettern
Die Gastlosen - in wunderschöner Kulisse.

Wir fahren weiter über Schweizer Autobahnen , französische Supermärkte und Decathlons nach Bionassay, ein Sportklettergebiet südlich von Chamonix. So schön dass es davon keine Bilder gibt. :D Warum eigentlich? 

Ah. Ich hab vor lauter klettern vergessen Bilder zu machen.

Ehrlich. ;)

Wir treffen neben einer fantastischen Route zufällig den Autor des örtlichen Kletterführers, Horden von Spaniern („Da kommen sechs. Du denkst – hundert!“) und einen Hund der mehr Spass am klettern hat als wir alle zusammen. Zumindest hing mir bisher noch nie SO die Zunge raus.

Nur Ines kriege ich nicht so richtig zum schwer klettern. Also muss ich bei den Zustiegen das Tempo etwas anziehen. :D

Am zweiten Tag abends – Gewitter. 
Hephephephep – wir rennen heute auch noch den Abstieg! Und kommen trotzdem völlig durchnässt am Auto an. Zum Glück hab ich die Handtücher draussen zum Trocknen aufgehängt. ;) Übrigens nicht das einzige Mal in diesem Urlaub.

Wir fahren weiter nach Foron, mein Geheimtipp. – „ Wieso Geheimtipp? Im Decathlon gabs sogar nen Führer darüber.“ – „Davon weiss ich nix. Das allein macht es zum Geheimtipp!“
Nicht nur wegen dem Fels, sondern wegen der Campmöglichkeit, Wasser, Sonne, klettern, Märchenwiese. 

Märchenwiese mit Montblanc-Panorama - und ner Spinne in meinem Waschbecken!


Ach ja, wir haben Ruhetag. Aber gucken gehen wir schon mal. Und dann nehmen wir mal Seil und Schuhe mit. Ok, aber jeder nur drei Routen.  

Zwei 6c und die Pflichtroute des Gebiets, 7a und schon sehr gängig. Meine Finger schreien trotzdem „kalt, aua, scharf, kalt, aua, scharf, leckunsamar$#*!. Jajajaja, habs gleich. Umlenker. Kaffee. See. Seeeehr gern.

Es lebe der Ruhetag! Durch die Savoien fahren wir nach Evian. Da wo das Wasser herkommt? Hmmm. Und da wo das Geld bleibt. Habe keine Vorstellung gehabt. Du? Nö. Sieht aus wie ne James-Bond-Kulisse, mit Kasino und so. 
Kurzer Badestop.

Punktet auch in mondänen Badeorten Genfer See schöne Kurven und einen schnittigen Bikini
Von dort fahren wir über die linken Wittlinger Felsen, die neuerdings bei Montreux im Wald stehen und sich als „Sex du Corbeau“ zu tarnen versuchen (wer hats erfunden? Die Schwaben…). Wir fühlen uns wie auf der Alb. Schon allein aus diesem Grund weigern wir uns diese zu beklettern und fahren weiter ins nördliche Wallis, an den Lac de Tzeuzier.

Ein Stausee, supermalerisch und Fels für zehn. Und was macht der Schweizer? Zeichnet n Topo, mit dem man die Sektoren nicht findet. Bohrt irgendwelche Minifelsen an der Staumauer ein. Dafür bekommt Ines einen Fixseilzustieg bei instabilem Wetter. Etwas was sie mit ihren Kids nie machen würde. Abenteuerurlaub. Der erste Sektor ist trotzdem sch***. Also weiter in den anderen.

Der Kalk verdonesk, die Stille so aufdringlich, dass man sie hören kann. Ich fühl mich wie in Spanien. Wir klettern son bissl 6b. Wir sind verwöhnt. Also quasi nochn Pausetag. 

Dafür geil zum Übernachten. Und bestimmt toll zum klettern… ;)


Von da aus geht’s nach Interlaken (Badestop!) ins örtliche Sportklettergebiet „Lehn“. Ines holt sich ein altes Projekt ab, ich turne mich ebenfalls schön platt.

Und es kommt ein Mordsgewitter! Die Schweizer im Schiessstand unter zns habe aufgehört zu schiessen, der Eiger ist weg, wir sitzen mal wieder mit Keksen unterm Überhang und staunen. 

Zum Glück hab ich die Handtücher draussen…



Next Station coming up, so stay tuned! 

Es geht nach Westen. Weit weg. Ans Meeeeeeer….

Sonntag, 2. September 2012

Kapitel 1 - Dolomiten


Nach dem letzen Sektempfang Arbeitstag an der Uni hole ich in Biberach endlich den Bulli aus der Garage... :D

Es geht los. 
Mal wieder. Mal wieder an die Drei Zinnen. 
Ein letztes Mal. 

Wir wollen dort zwei schwere Touren nochmal klettern - die Direttissima und die Schweizerführe.

Stattdessen... klettern wir vier andere Touren. 
Vier Touren, bei denen ich von keiner dachte, dass ich je einsteigen würde, da zu schwer. 
Aber der Steve motiviert halt. 
Thanks man!

1. Kleine Zinne - Gelbe Mauer

2. Kleine Zinne - Ötzi trifft Yeti

3. Grosse Zinne - Sachsendirettissima



4. Grosse Zinne - ISO 2000


Das Abenteuer mit dem Regen im Kamin, dem Sturm auf dem Gipfel, der Dunkelheit und dem Gipfelbiwak erspar ich Euch. Nur so viel. Es war kalt. Saukalt. 

Am nächsten Tag scheint die Sonne, wir treffen auf dem Abstieg den Hans Kammerlander, ich habe meine Sitrnlampe geküsst und geniesse seitdem Daunenschlafsäcke jedesmal beim reinschlüpfen.

Some call it life. Als es um die Wurst ging haben wir mal wieder perfekt als Team interagiert und erfolgreich (wenn auch unfreiwillig) unsere Grenzen verschoben - 28h mit 2l Wasser und ein paar Müsliriegeln.

Bilanz nach einer Woche Zinnen: Positiv. Und irgendwie glaube ich selbst nicht so recht, dass ich das letzte Mal da gewesein sein soll. :D Zu schön.


Anschliessend (Steve ist nach Hause Malaysia weitergefahren) fahre ich drei Tage mit dem Bulli durch die Dolomiten und besuche jeden Tag ein bis zwei andere Massive: Civetta, Marmolada, Schlern, Rosengarten, Tofana. Die täglichen 500-600 hm zum Kaffee auf der Hütte machen geschmeidig....
Anbei ein Bild von der Civetta...
Am Samstag ist Waschtag! Maike kommt in Bozen am Bahnhof an. Also gönne ich mir im örtlichen Freibad einen Nachmittag auf der Wiese mit Sozialstudien über nichtbadende Italiener, einer halben Stunde unter der Dusche und zwei Pizzen am Stadion unter der Laterne. Zack, Tür auf, Stuhl und Tisch raus. Home is where my Bulli is. 



Mit Maike dann ein fröhliches Programm aus Wandern, Klettersteigen, Klettern, Wandern, Kaffeekochen und Hippiecampen.



Es gibt noch so viel zu entdecken. A lifetime of climbing...

Doch davor kommt die nächste "Station"...