Kapitel 2 –
Im Winter da regnets, im Sommer da schneits.
In der Schweiz, in der Schweiz, in der Schweiz.
Diesmal: Die Gastlosen, das Chamonix, der Genfer See, das
Wallis und der Eiger.
Nach den Dolomiten gibt’s einen kurzen Zwischenstopp in FFM
zum Wäschewasseressenauffüllen und zum Besuch meiner Omi, die ihren Geburtstag
beim Italiener feiert. Schön wenn man
die Pasta mal nicht selber kochen muss.
Da ich mit dem Bulli direkt nach Frankfurt gekommen bin,
freut sich nicht nur meine Mom, unseren alten „Gefährten“ nach 15 (!) Jahren mal
wieder zu sehen; auch alle Nachbarn kommen, Direktvergleiche mit dem aktuellen
T5 California der Nachbarn bleiben nicht aus, muahaha.
Auch meine Omi fährt den Rückweg vom Italiener selbstverständlich
– obwohl nahezu blind - im Bulli mit nach Hause.
Note: Das Auto ist älter als ich,
aber nichtmal halb so alt wie sie. Also eigentlich ein Neuwagen.
Sie damit zu ihrem Omakaffeestammtischkaffeehaus zu
kutschieren verweigert sie mir höflich, aber entschieden. Vermutlich weil sie sich dann das nächste Jahr
jeden Tag die Geschichte im Wechsel erzählen und anhören muss.
Mit vollem Bauch, vollem Kühlschrank und vollem Tank geht’s
in der Sonne über übervolle deutsche Autobahnen, Stuttgarter
Stauumfahrungsschleichwege (Hello Möhringen, hello Ahmed!) und Reutlingen in
die Gastlosen. Der Bulli mag nach so viel Hitze in RT nicht mehr anspringen –
ein Problem das ich kenne und das uns die nächsten Tage noch begleiten soll.
Ines erweist sich hierbei als geradezu gierige Anschiebhilfe. Kennt ihr noch
die Corny-Werbung mit dem Typ, der an der Tanke n Corny kauft und seinen Käfer
in den Sonnenuntergang schiebt? Genau. Nur dass, während Ines schiebt, ich am
Steuer sitze, Ludacris höre und Tropifrutti esse.
Ach ja, diesmal mit dabei: Ines aus Reutlingen. Wir klettern
seit geraumer Zeit miteinander und auch abseits vom Fels ist jede Menge Spass
mit an Bord. Während ich mich darauf konzentriere, mit dem Bulli auf
Passstrassen den Stau hinter mir zu halten, häkelt Ines pro Tag zwei Mützen zur
Unterarmregeneration (merke: Häkeln macht stark! Demnächst im Kletterheft: „Die
geheimen Tricks der Profis“) und als Nebenverdienst – die Dinger werden ab
sofort in der Reutlinger Kletterhalle über die Theke gehängt. Unterstützt durch
kompetente Farb-, Typ- Stil- und Preispolitikberatung. (Also kaufen, Leute!)
Als Gegenleistung bekomme ich eine Häkelmütze in Biberacher
Stadtfarben. Wofür ich mich – da Ines weder Dirty South Hiphop, Peter Fox noch
Chuck Norris kennt – mit audiophiler Einführung und Chuck-Norris-Witzen auf der
täglichen Stunde Zustieg revanchiere.
Erster Stop sind für drei Tage die Gastlosen – Nordseitig
(Ines ist sonnenscheu, dafür meckert sie dann ständig wie kalt es ist… Hier ist
definitiv weibliche Logik im Spiel). Schwere, technische Kletterei, fester Kalk
und jeder Meter ein Bohrhaken – so viele, dass die bestimmt kistenweise mit dem
Heli angeflogen wurden.
Am ersten Tag klettern wir noch eine Dreiseillängentour –
danach habe ich keinen Bock mehr auf Doppelseile… Alles viel zu stressig - die
Dolomiten haben mich doch gefordert.
Nur mit Einfachseil und Exen losziehen ist auch toll. Am
dritten Tag sind wir fast die Einzigen dort oben.
Im Nachhinein kein Wunder bei dem Gewitter,
dass uns nach zwei Stunden im Sturm die letzte Route abbauen lässt. Eine Stunde
unterm Überhang mit Kartoffelsalat, Keksen und Naturshow, und als die Sonne
kommt können wir sogar nochmal einsteigen.
Freu! Mal wieder ein exklusives Vergnügen thanks to Mother
Nature.
Wir fahren weiter über Schweizer Autobahnen , französische Supermärkte und Decathlons nach Bionassay, ein Sportklettergebiet südlich von Chamonix. So schön dass es davon keine Bilder gibt. :D Warum eigentlich?
Ah. Ich hab vor lauter klettern vergessen Bilder zu machen.
Ehrlich. ;)
Wir treffen neben einer fantastischen Route zufällig den Autor des
örtlichen Kletterführers, Horden von Spaniern („Da kommen sechs. Du
denkst – hundert!“) und einen Hund der mehr Spass am klettern hat als wir alle zusammen. Zumindest hing mir bisher noch nie SO die Zunge raus.
Nur Ines kriege ich nicht so richtig zum schwer klettern.
Also muss ich bei den Zustiegen das Tempo etwas anziehen. :D
Am zweiten Tag abends – Gewitter.
Hephephephep – wir rennen heute
auch noch den Abstieg! Und kommen trotzdem völlig durchnässt am Auto an. Zum
Glück hab ich die Handtücher draussen zum Trocknen aufgehängt. ;) Übrigens
nicht das einzige Mal in diesem Urlaub.
Wir fahren weiter nach Foron, mein Geheimtipp. – „ Wieso
Geheimtipp? Im Decathlon gabs sogar nen Führer darüber.“ – „Davon weiss ich
nix. Das allein macht es zum Geheimtipp!“
Nicht nur wegen dem Fels, sondern wegen der Campmöglichkeit,
Wasser, Sonne, klettern, Märchenwiese.
Ach ja, wir haben Ruhetag. Aber gucken
gehen wir schon mal. Und dann nehmen wir mal Seil und Schuhe mit. Ok, aber
jeder nur drei Routen.
Zwei 6c und die
Pflichtroute des Gebiets, 7a und schon sehr gängig. Meine Finger schreien
trotzdem „kalt, aua, scharf, kalt, aua, scharf, leckunsamar$#*!. Jajajaja, habs
gleich. Umlenker. Kaffee. See. Seeeehr gern.
Es lebe der Ruhetag! Durch die Savoien fahren wir nach
Evian. Da wo das Wasser herkommt? Hmmm. Und da wo das Geld bleibt. Habe keine
Vorstellung gehabt. Du? Nö. Sieht aus wie ne James-Bond-Kulisse, mit Kasino und
so.
Kurzer Badestop.
Punktet auch in mondänen Badeorten Genfer See schöne Kurven und einen schnittigen Bikini |
Von dort fahren wir über die linken Wittlinger Felsen, die
neuerdings bei Montreux im Wald stehen und sich als „Sex du Corbeau“ zu tarnen
versuchen (wer hats erfunden? Die Schwaben…). Wir fühlen uns wie auf der Alb. Schon allein aus diesem
Grund weigern wir uns diese zu beklettern und fahren weiter ins nördliche
Wallis, an den Lac de Tzeuzier.
Ein Stausee, supermalerisch und Fels für zehn. Und was macht
der Schweizer? Zeichnet n Topo, mit dem man die Sektoren nicht findet. Bohrt
irgendwelche Minifelsen an der Staumauer ein. Dafür bekommt Ines einen Fixseilzustieg
bei instabilem Wetter. Etwas was sie mit ihren Kids nie machen würde.
Abenteuerurlaub. Der erste Sektor ist trotzdem sch***. Also weiter in den
anderen.
Der Kalk verdonesk, die Stille so aufdringlich, dass man sie
hören kann. Ich fühl mich wie in Spanien. Wir klettern son bissl 6b. Wir sind
verwöhnt. Also quasi nochn Pausetag.
Dafür geil zum Übernachten. Und bestimmt
toll zum klettern… ;)
Von da aus geht’s nach Interlaken (Badestop!) ins örtliche
Sportklettergebiet „Lehn“. Ines holt sich ein altes Projekt ab, ich turne mich
ebenfalls schön platt.
Und es kommt ein Mordsgewitter! Die Schweizer im Schiessstand unter zns habe aufgehört zu schiessen, der Eiger ist weg, wir sitzen mal wieder mit Keksen unterm
Überhang und staunen.
Zum Glück hab ich die Handtücher draussen…
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Station coming up, so stay tuned!
Es geht nach Westen. Weit weg. Ans Meeeeeeer….
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