Mittwoch, 24. Oktober 2012

Kapitel 7 - Es war einmal … Himalalal.




Das lief mal sowas von glatt. Nach einer sündhaft teuren Latte im Frankfurter Flughafen gestern trinke ich heute Nepali-Chai im Garten des „International Guest House Kathmandu“.

Dazwischen hat Indien schonmal zwei dicke Bonuspunkte eingesammelt. Erstens fürs Durchchecken unseres Gepäcks und die wunschgemäße Zuweisung zweier Fensterplätze links mit Sicht auf den Himalalalal – morgens um halb drei Ortszeit, nachdem mich der Inder mit dem Funkgerät, von dem ich dachte, er will mich verscheuchen, weil mit Ipod auf dem Boden lag, nur geweckt hatte, um mit mir an den Schalter zu latschen und mir zwei Bordkarten in die Hand zu drücken. Namaste, my friend.

Der Flughafen in Kathmandu ist in etwa so groß wie der Esslinger (wenn die einen hätten), die Beamten sind auffällig sanft und freundlich. Bin gespannt ob das so bleibt.

Und nun – ein wolkenloser Himmel bei zwanzig Grad - die Berge in Sichtweite und wir in einem südländisch-arabischen Tumult mit irgendwie – Nichtarabern. Aber Chinesen sinds auch nicht. Dafür alles was man kennt aus der (pardon) dritt… Nichteuropa. Chaos, Staub, Lärm, Hunde, die auf vierspurigen Straßen ihr Nickerchen machen, Schlaglöcher, die so tief sind wie afrikanische Brunnen, Kinder die kicken, Drachen steigen lassen und bei Ansicht der blonden Maike „Hello, Hello!“ schreien und deren große Brüder ihr wahlweise Bananen oder Hennatattoos verkaufen wollen.


Mir drängt sich die Frage auf, wie eine Kathmandunese wohl staunen würde, wenn er in Frankfurt oder Zürich aus dem Flughafen kommt und dort in einem Daimler über die Autobahn fliegen würde. Vor allem woher kriegen wir eigentlich unseren Strom? Schliesslich haben wir keine einzige Stromleitung in den Straßen hängen.

Das örtliche Wasserwerk hat jüngst seine Preise gesenkt. Oder wars das Abwasserwerk. Egal. Für Europäer gilt: Beim Duschen Mund zu und Wasser nur aus Flaschen.

Und wir haben Glück. In ganz Nepal ist gerade Dasain-Festival. Keiner arbeitet, alle feiern, essen, beten, lassen Drachen steigen und bemalen sich gegenseitig (und uns) mit roten Punkten. Auf dem Durbar Square werden Bullen und Ziegen geschlach…opfert (was wir glücklicherweise verschlafen, da vor Sonnenaufgang) und der größte Tempel Kathmandus, der Taleju-Tempel,  hat nur einen Tag im Jahr offen, nämlich am neunten Tag nach Vollmond. Und das ist: Heute. Ist allerdings nicht für Nicht-Nepalis, also beziehen wir im Dachcafe gegenüber Stellung und geniessen die Stimmung der bunten Massen, die sich unten vorbeischieben. Die Schlange geht einmal um den ganzen Palast, teilt sich und trifft sich, geht über mehrere Stockwerke ins Innere des Tempels im vierten Stock. Als wir abends nochmal vorbeikommen, noch immer. Sowas schafft nur ein Gott, nicht die Beatles, nicht die Stones und auch nicht Jay-Z…


Am nächsten Tag fallen gehen wir direkt vom Frühstück im Garten Eden unseres Guesthouse zum Mittagsschlaf über – der Jetlag fordert doch noch seinen Tribut. Ah halt stimmt gar nicht. Wir schaffen es sogar hardcopy-Postkarten zu schreiben.



Nachmittags schaffen wirs dann aber zu Fuß zum Swayambunath-Tempel. Den kennt jeder von unzähligen Reisführer, äh Reiseführertitelseiten (geiles Wort/spiel eigentlich…). Schön ists da oben, mit kreisenden Geiern und fantastischer Aussicht über Kabul.

Da staunt der Inder und der Tibeter wundert sich. Nur der Nepalese singt fröhlich sein Om mani padme aum.
Auf dem Weg bergab lasse ich mich dazu verleiten, an einem Mandalamalladen (Boah!) also nochmal: Mandala-mal-laden stehen zu bleiben. Der Verkäufer quatscht mir in nur fünfzehn Minuten (...) so die Birne weich, dass ich selbigen leider ohne positiven Geschäftsabschluss verlassen muss. 

Nutznießer der ganzen Aktion ist der anschließende Taxifahrer, der bei meinen birneweichgekochten Verhandlungsansätzen leuchtende Augen bekommt und mich nach drei viertel der Strecke absetzt, weil die Strasse vor ihm eine Einbahnstrasse sei. Seis drum. Drei Euro ist zwar für alle nach mir geschäftsschädigend, dafür müssen wir nicht laufen und der Kerl hat heut sein privates Weihnachten. Hoffentlich gibt’s gutes Karma. 

Beim Handeln im Kletterladen bin ich wiederhergestellt und leier dem Kerl zwei Sonnenhüte aus dem Kreuz. No sir, dis no export quality, dis cheap. Dis export quality, dis fix price. Nee, fake is super.


Der zweite Glückspunkt – drückt uns die Daumen für gutes Wetter: Ich habe uns für morgen früh um sechs zwei Flugtickets nach Lukla ergattert.

Wers nicht kennt: Lukla hat den Ruf als gefährlichster Flughafen der Welt, weil irgendwie ne schräge Piste irgendwo in den Bergen, wo auf Sicht geflogen wird, ist, auf der nur ganz kleine Flugzeuge landen können, weils so eng ist… Freunde, es schmeckt nach Abenteuer!

Von dort wollen wir in Richtung Everest Basecamp laufen. Aber nicht bis dahin, was soll ich da auch. Stattdessen wollen wir uns nen Träger oder Guide suchen und bis Tengpoche, da gibt’s ein sehr bekanntes Kloster und einen großen Berg zu sehen (Fernglas! Fürs Kloster…) und so hätten wir im worst case genügend Zeit, zu Fuss ins Tal zurück zu laufen. Dat kost nämlich nochmal vier bis sechs Tage zu Fuß extra… Wir werden sehen. Ne Wanderkarte hamwer schonmal.

Und Ihr seht, Distanzen und Zeitgefühl fangen schon an, sich zu verändern… ;-)

Hasta luego, stay tuned.

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